Seit dem 10. März 2017, also seit genau zwei Jahren, ist medizinischer Cannabis in Deutschland zugelassen. Doch noch immer kann nur ein Bruchteil der potenziellen Patient*innen das Medikament nutzen. Das hat zwei Gründe. Erstens bewilligen die Krankenkassen nur zwei von drei Verschreibungen. Dass die Kassen überhaupt einer Verschreibung durch eine Ärzt*in noch einmal explizit zustimmen müssen, ist ungewöhnlich – und offensichtlich auch nicht zum Wohle der Patient*innen.
Ein weiterer Grund ist ein akuter Engpass bei der Versorgung mit mediznischem Cannabis in Deutschland. Auch zwei Jahre nach der Gesetzesänderung muss die Nachfrage ausschließlich durch Importe gedeckt werden. Denn in Deutschland produzieren Unternehmen noch kein medizinisches Marihuana. Der Anbaubeginn hierzulande war ursprünglich für 2019 geplant, doch Klagen verzögerten den Start. Jetzt wird die erste Ernte für Ende 2020 erwartet. Geplant ist die Produktion von gut zehn Tonnen medizinischem Marihuana in vier Jahren – auch das zu wenig, um den heimischen Markt zu befriedigen.
Erhöhter Bedarf war absehbar
Dass der Bedarf nach der Gesetzesänderung deutlich ansteigen würde, war absehbar; Schätzungen gehen davon aus, dass die Zahl der Cannabis-Patient*innen in Deutschland um das Zehnfache gestiegen ist. Die politischen Bemühungen zum Cannabis-Anbau sind absolut unzureichend, um mit dem Bedarf mitzuhalten. Das muss sich ändern.
Medizinisches Cannabis kann Spastiken oder chronische Schmerzen lindern und wird darüber hinaus bei Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapien oder beim Tourette-Syndrom eingesetzt. Produktionsländer wie Kanada und die Niederlande versorgen erst ihre eigenen Märkte, bevor sie ins Ausland exportieren. Zuletzt hat Israel angekündigt, in den Export von medizinischem Cannabis einzusteigen.
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