Im Rahmen unserer Fachgesprächsreihe Gün.Gesund.Berlin haben wir am 28. März 2019 über Frauengesundheit gesprochen.
Zentrale Fragen unseres Fachgesprächs waren:
- Wie können wir Frauen in Berlin unterstützen, ihre sexuelle Gesundheit zu verbessern bzw. zu erhalten?
- Welche Unterstützung erhalten Frauen insbesondere in einer Krisensituation?
- Gibt es genügend Angebote bei Fragen rund um ungewollte Kinderlosigkeit?
- Wie kann unvoreingenommene Aufklärung zur sexuellen Selbstbestimmung beitragen?
- Was muss getan werden, um eine gute Versorgung für Frauen in den Wechseljahren zu gewährleisten?
- Kennen wir die Bedarfe?
- Sind die Versorgungsangebote gerecht über die Stadt verteilt?
Wir hatten eine lebhafte Diskussion nach der fish-bowl Methode, die unterschiedlichen Akteurinnen Gelegenheit zum Austausch gegeben hat. Bemerkenswert war, wie hoch der Bedarf an sexueller Aufklärung nach wie vor ist. Mitnichten kann davon ausgegangen werden, dass allein durch Schulen, Medien oder die Eltern genügend für die sexuelle Aufklärung der Mädchen getan wird. Lisa Frey, Sexualpädagogin vom Familienplanungszentrum Balance schilderte eindrücklich, mit welchen Vorkenntnissen bzw. fehlenden Kenntnissen Mädchen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren sich an sie wenden. Oftmals ist es aber so, dass den Mädchen bzw. Frauen die Verantwortung für die Verhütung aufgebürdet wird.
Für eine gute Gesundheitsversorgung von Frauen müssen frauenspezifische Lebensbedingungen stärker berücksichtigt und ein geschlechtergerechtes Gesundheitssystem etabliert werden. Die Schließung der gynäkologische Endokrinologie an der Charité im Jahr 2014 ist eine Entwicklung in die genau entgegen gesetzte Richtung und macht deutlich, dass wir Frauen unsere Forderung nach einem geschlechtergerechtem Gesundheitssystem vehement vertreten müssen, um die Bedürfnisse der Frauen auch in der Charité, die die größte Universitätsklinik Europas ist, in den Fokus zu rücken.
Der Zugang zur Sexualaufklärung, die Gestaltung der Krebsvorsorge, der Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten, Unterstützung bei der Familienplanung oder Menopause müssen darauf ausgerichtet sein, die Gesundheit der Frauen zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Selbstbestimmung ist aber eine Grundvoraussetzung für die Gesundheit und insbesondere bei einer unerwünschten Schwangerschaft. Die Lockerung des Paragraphen 219a StGB ist der erste Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus. Frauen haben genug Stigmatisierung und Verdrängung in ungeschützte Räume erlitten.
Unser Fachgespräch hat uns aufgezeigt, dass auch im 21. Jahrhundert noch lange nicht alle Bedarfe der Frauen im Gesundheitssystem abgedeckt sind. Insbesondere sind Frauen in den Spitzenpositionen der Medizin, Pharma aber auch im Rahmen der GKV unterrepräsentiert. Gemeinsam mit den Akteurinnen Dr. Gabriele Halder, Gynäkologin, Dr. Sofia Csöri-Kniesel, Fachärztin für Gynäkologie, Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Dr. Dagmar Hertle, Fachärztin für Innere Medizin, Lisa Frey, Sexualpädagogin haben wir erste Anregungen gesammelt und werden das Ziel „Gesundheit für alle Frauen in allen Lebensphasen“ weiter konsequent verfolgen.