Plenarrede am 13.02.25 zum Antrag der AfD: Bürokratieabbau in der zahnärztlichen Versorgung – Entlastung der Praxen und Förderung der Patientenversorgung

Catherina Pieroth im Abgeordnetenhaus Berlin

Gestatten Sie mir ein paar Worte vorab: Der hier vorliegende Antrag ist ganz schön eindimensional. Aber was sollen wir schon erwarten? Schließlich stammt er von diesem Herren AFD-Abgeordneten und Zahnarzt aus Reinickendorf, der mal wieder Einzel-Hokuspokus und zwar nur für den eigenen Nutzen betreibt.

Denn klar ist: Bürokratieabbau in der Zahnmedizin ist zwar ein Thema, aber es gibt wesentlich drängendere Dinge, die wir angehen müssen – die sowohl Zeit als auch Folgekosten sparen, wie auch im Ausschuss die Zahnärztekammer bestätigt hat und wofür wir Grüne uns stark machen: Wir brauchen mehr Prävention und Gesundheitsförderung. Dazu gehört z.B. die Entbudgetierung der Paradontitis-Therapie!

Denn wir wissen, dass diese Budgetierung vor allem zulasten vulnerabler Gruppen geht, jeder zweite Erwachsene an Paradontitis leidet, Parodontitis die häufigste Ursache für vermeidbaren Zahnverlust darstellt und gleichzeitig bei Nichtbehandlung hohe Folgekosten verursacht. Wir wollen Chancengleichheit, meine Damen und Herren. Dazu gehört, dass wir Prophylaxe-Angebote für besonders benachteiligte Gruppen ausbauen:

Wir müssen Präventionslücken schließen, barrierefreie Praxen für Menschen mit Behinderungen fördern, Angebote für Geflüchtete schaffen, die bisher nur mit akuter Schmerzbehandlung versorgt werden – denn die Therapie fällt dann deutlich teurer aus als die entsprechende Vorsorge. Wir müssen die ambulante Versorgung in unterversorgten Stadtteilen ausbauen und Niederlassungen wieder attraktiver machen, meine Damen und Herren.

Zum Beispiel durch mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie d.h. flexible Arbeitszeitmodelle. Und: wir müssen die Angebote des öffentlichen Gesundheitsdienstes stärken und insbesondere die Zahngesundheit in Kitas und Schulen weiter unterstützen. „Kroko“ sollte selbstverständlich auch Kinder in Aufnahmeeinrichtungen und Willkommensschulen besuchen. Denn für uns Grüne ist unverhandelbar: Kindergesundheit fragt nicht nach dem Pass, meine Damen und Herren!

Ich möchte ein weiteres Problem, das tatsächlich drängt ansprechen: Momentan sorgen sich Zahnärzt*innen darum, ob sie mit einer sicheren Rente rechnen können: ihr Versorgungswerk, in das sie ein Leben lang eingezahlt haben, hat Fehlinvestitionen getätigt und muss daher Jahr für Jahr höhere Summen abschreiben. Das sind Themen, über die wir hier sprechen sollten!

Wir Grüne werden uns auch weiterhin für eine qualitativ hochwertige zahnärztliche Versorgung in Berlin einsetzen – die Prävention, den Ausbau öffentlicher Gesundheitsangebote und eine Altersvorsorge, die auch bei den  Zahnärzt*innen ankommt, unterstützt.

Ich freue mich auf die Ausschussberatung, bei der wir dann hoffentlich sinnvolle Lösungsvorschläge beraten, anstatt uns mit der Vereinfachung von Herrn Ubbelohdes Arbeitsalltag zu beschäftigen.  

Vielen Dank!