Die HPV-Impfung wirkt wie ein unsichtbarer Schutzschild, den wir unseren Kindern schon früh anlegen – noch bevor sie überhaupt wissen, welchen Risiken sie einmal begegnen.
Ihr Anliegen, die Quoten bei der HPV-Impfung zu steigern, ist richtig und verdient Unterstützung.
Denn die Zahlen sprechen für sich:
2024 lag die Impfquote bundesweit nur bei knapp 50 Prozent der 15-jährigen Mädchen und bei 30 Prozent der Jungen.[1]
Zum Vergleich: Laut WHO[2] sollen bis zum Jahr 2030 mehr als 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen vor ihrem 15. Geburtstag gegen HPV geimpft sein.
Dabei stehen schon seit 2006[3] hochwirksame Impfstoffe gegen HPV zur Verfügung.
Auch der europäische Vergleich zeigt, dass wir hier richtig liegen: In anderen Großstädten sind die HPV-Impfquoten meist deutlich höher als in Berlin.
Dank Schul-Impf-Programmen und gezielten Aktionen erreichen Städte wie London, Stockholm und Oslo Impfquoten von 90 Prozent und mehr!
Deutschland liegt leider nur im unteren Mittelfeld auf Platz 19! Und die Impfquote in Berlin[4] lag im Jahr 2024 sogar unter dem Bundesdurchschnitt.
Allerhöchste Zeit, hier nachzuziehen, meine Damen und Herren!
Denn eine hohe Impfquote kann dazu beitragen, dass die Krebserkrankungen, die auf HPV zurückzuführen sind, im Erwachsenenalter nahezu verschwinden.
Worauf warten wir also?
Lieber Christian Zander, Sie sehen ich schätze Ihr Engagement – aus meiner Sicht sind Sie einer der fortschrittlicheren Köpfe in Ihrer Fraktion.
Doch lassen Sie uns Ihren Antrag mal genauer ansehen:
Sie fordern den Senat dazu auf, Maßnahmen zu prüfen, Gespräche zu führen und vor allem zu eruieren, wie verbindliche HPV-Impfungen umgesetzt werden können.
In Ihrem Antrag schreiben Sie aber nicht, bis wann der Senat vielleicht auch mal etwas konkret umsetzen soll!
Dabei geben doch die WHO und die EU das konkrete Ziel bis 2030 vor!
Ihr Anstoß ist richtig, Sie sind noch gut 10 Monate an der Regierung, also endlich mal ab mit dem Ball ins Tor:
Um die Berliner Jugendlichen zu erreichen, brauchen wir Beratungsangebote direkt in ihren Lebenswelten: an allen Berliner Schulen, Jugendeinrichtungen, Familien- und Gesundheitszentren.
In den aktuellen Haushaltsberatungen kürzen Sieaber genau hier: bei den Gesundheits- und Familienplanungs-Zentren, Kontakt- und Beratungsstellen, Präventions-Initiativen und Jugend-Gesundheitsdiensten – eben genau dort, wo die Beratung zur HPV-Impfung stattfindet.
Z.B. im Balance Familien-planungszentrum – das seit fast 40 Jahren Berliner*innen zu sexueller Gesundheit berät. Sicher haben auch Sie in diesen Tagen deren Hilferuf erhalten: das Zentrum muss, wenn es im Hauptausschuss in der nächsten Woche keine Lösung gibt, schließen.
Das nenne ich Chuzpe, Herr Zander. Sie kommen jetzt mit diesem Antrag für mehr Beratung, um gleichzeitig die Beratungsstellen zu streichen.
Jetzt setze ich auf Sie, Frau Czyborra, Frau Haussdörfer, Frau König. Ich setze auf die SPD.
Bitte korrigieren Sie Ihre Pläne im Hauptausschuss und lassen Sie uns für ausreichend Beratung zu sexueller Gesundheit und damit gemeinsam an der Seite der Berliner Jugendlichen und Familien stehen.
[1] AOK, HPV-Impfquoten bleiben auf niedrigem Niveau, 28.05.2025, https://www.aok.de/pp/gg/update/hpv-impfquoten
[2] Berliner Impfbeirat ruft zu HPV-Impfungen auf, Pressemitteilung vom 04.03.2025,https://www.berlin.de/sen/wgp/presse/2025/pressemitteilung.1537270.php
[3] HPV-Impfung: aktuelle Empfehlungen 2023
Stellungnahme der Kommission für Infektionskrankheiten und Impffragen im Bündnis Kinder-
und Jugendgesundheit e.V. (Bündnis KJG) https://www.buendnis-kjg.de/wp-content/uploads/2023/07/Empfehlung-HPV-finale-Version-23052023_Buendnis-CI-1.pdf
[4] HPV-Impfung: Impfquote in Berlin unter 50 Prozent, 28.05.2025, https://www.aok.de/pp/nordost/pm/hpv-impfung-berlin/